Der Tsunami an moralischer Schnappatmung, mit dem die westliche Öffentlichkeit auf den russischen Angriff auf die Ukraine reagiert, ist ein Anzeichen dafür, dass unsere Gesellschaft im Begriff ist, an ihrer eigenen Heuchelei zu ersticken. Würde man sich auf nüchterne Analysen einlassen, müsste auf den Tisch kommen, durch wieviel Gleichgültigkeit, Rücksichtslosigkeit, Großmäuligkeit und eigenes machtpolitisches Taktieren in den vergangenen Jahren »der Westen« für das Zustandekommen der heutigen Situation mitverantwortlich ist. Denn in der Ukraine ist Krieg nicht erst seit dem 24. Februar. Da wir das aber nicht sehen wollen, verfallen wir kollektiv in die Raserei des narzisstisch Gekränkten, der den drohenden Kollaps seines Größenselbst nur durch radikale, maximale Abwertung des Gegenüber abzuwehren vermag.

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