Ein Rezensionsessay zu »Female Choice« von Meike Stoverock nebst kritischen Anmerkungen zur Evolutionspsychologie

Der folgende Artikel ist die überarbeitete und ergänzte Version einer Buchrezension, die im März 2021 als Gastartikel auf dem Blog Alles Evolution erschienen ist. Der dortige Artikel war als erster von zwei Teilen geplant. Für den zweiten Teil habe ich aufgrund der sich damals dramatisch weiter entfaltenden Zeitumstände (aka »Corona«) keine Zeit mehr gefunden, wozu aber auch der Umstand Vorschub leistete, dass mein Hauptinteresse Stoverocks anthropologischer These galt und nicht ihrer Gegenwartsdiagnose.

Inzwischen habe ich mich im Rahmen meines Buchprojekts systematisch mit anthropologischen Modellen der Hominisierung auseinandergesetzt. Aus dieser Auseinandersetzung beziehe ich nicht nur weitere Argumente zur Vertiefung meiner gegen Stoverocks These vorgebrachten Einwände (die neuen Argumente befinden sich hauptsächlich im Abschnitt 5 des Textes), sondern auch Argumente für eine grundsätzliche Kritik an einem engen Verständnis von Evolutionspsychologie, das die spezifischen Merkmale der menschlichen Kultur aus sexuellen Strategien und sexueller Selektion ableiten möchte.

Daher habe ich meine Kritik an Stoverocks Buch um eine Kritik an evolutionspsychologischen Kurzschlüssen in Bezug auf die menschliche Kultur erweitert. Ich stelle die Rolle kultureller Prozesse für die biologische Evolution des Menschen heraus, mit der sich der Vorgang der Hominisierung, also der evolutionären Menschwerdung, besser erklären lässt als mit dem biologischen Reduktionismus eines reinen Sexuelle-Strategien-Modells. Der Titel dieses Blogposts, »Verpatzte Anthropologie«, bezieht sich daher nicht nur auf den Ansatz von Meike Stoverock, sondern auch auf ein solches zu eng gefasstes Verständnis von Evolutionspsychologie.

Weiterlesen